Mittwoch, 22. April 2009

Luftverschmutzung als Dünger

Beitrag am Donnerstag auf DRS4:
Anmoderation: Von den 50er bis in die 80er Jahre nahm in den Industrieländern die Luftverschmutzung zu. Eine Folge war: Mehr Schmutzteilchen in der Luft und der Himmel liess weniger Sonnenlicht zum Erdboden durch. Seit den 90er Jahren bessert sich die Luftqualität. Der Himmel wird wieder heller. Eine am Mittwoch in Wien an der Jahreskonferenz der europäischen Geowissenschaftler vorgestellte Studie zeigt nun, dass der klarere Himmel auch ganz unerwartete Folgen hat.

Beitrag: Mehr Dreck in der Luft wirkt indirekt als Dünger. Denn mehr Dreck in der Luft heisst: mehr diffuses Sonnenlicht. Und diffuses Sonnenlicht erreicht auch kleinere Pflanzen, die im Schatten der grösseren stehen.
Den Effekt kennt, wer ab und zu im Wald spaziert: Im Hochsommer ist es an einem klaren Tag auch Mittags um 12 am Waldboden dunkel. Zur gleichen Zeit an einem Herbsttag mit Hochnebel ist es deutlich heller am Waldboden: Das ist der Effekt des diffusen, von den Wolken gestreuten Lichtes. Nun ist der Effekt, den die Schmutzpartikel in der Luft haben, natürlich nicht gleich stark, aber im Prinzip ist es derselbe.
Die heute (Donnerstag) im Fachmagzin "Nature" veröffentlichte Studie stellt fest: Alle Pflanzen weltweit wuchsen in den schmutzigen 50er bis 80er Jahren besser, gerade wegen dem Dreck in der Luft und dem diffusen Licht als Konsequenz. In den Worten von Martin Wild, Klimaforscher an der ETH Zürich und einer der Autoren der Studie:








In Zahlen: Die Pflanzenwelt gedieh in den 50er bis 80er Jahren unter dem Strich global einen Zehntel besser, als wenn der Himmel immer klar und sauber geblieben wäre.
Das erstaunt insofern, als insgesamt - wegen des Drecks in der Luft - weniger Licht auf der Erde ankam. Weniger Licht heisst normalerweise: Die Pflanzen gedeihen schlechter. Von diesem schwächeren Licht, infolge Luftverschmutzung, war aber ein erheblicher Anteil diffuses Licht. Und dieses diffuse Licht überkompensierte die Verdunkelung durch den Dreck.
Wenn sie durch das insgesamt schwächere, aber diffusere Licht einen Zehntel besser gediehen, dann heisst das auch, dass die Pflanzen einen Zehntel mehr Treibhausgas CO2 aus der Luft schluckten, fixierten und so der Athmosphäre entzogen. Damit halfen die Pflanzen auch 10 Prozent stärker mit, den Treibhauseffekt zu verringern.
Seit den 90er Jahren greifen nun aber die Luftreinhaltemassnahmen und der Himmel wird klarer. Das ist die gute Nachricht. Eine Folge: Das diffuse Licht geht zurück. Und das ist darum die schlechte Nachricht: Der Düngereffekt, den das diffuse Sonnenlicht hat, dieser Effekt geht damit auch zurück. Die kleinen Pflanzen im Schatten wachsen wieder weniger gut. Und schlucken darum auch weniger CO2. Für Martin Wild von der ETH Zürich heisst das:








Kurz: Seit heute wissen wir: Unter einem klaren Himmel muss unser CO2-Ausstoss noch weiter runter!

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